Das Projekt GiBS
Die Prävention von Suiziden ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Relevanz der Thematik und zugleich die Größe der Herausforderung werden an aktuellen Zahlen deutlich: Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2022 in Deutschland 10.119 Menschen durch Suizid – fast 28 Personen am Tag. Bei den nicht natürlichen Todesursachen waren Suizide deutlich häufiger als Verkehrsunfälle, illegale Drogen, Mord, Totschlag und Aids zusammen (10.119 vs. in der Summe 7.088 Todesfälle) (Müller-Pein et al. 2023).
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung weisen Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen ein 25- bis 30-fach erhöhtes Suizidrisiko auf; bei Vorliegen einer schweren Depression ist das Risiko sogar 40- bis 50-fach erhöht (Brieger et al. 2022). Somit stellen schwer psychisch erkrankte Menschen eine wesentliche Zielgruppe für die Suizidprävention dar.
Allerdings zeigen internationale Studien, dass Suizidalität nicht monokausal erklärbar ist: Bei rund der Hälfte der vollzogenen Suizide ließ sich keine psychische Erkrankung erkennen (Stone et al. 2018). Die Gründe für den Sterbewunsch liegen oft in der psychosozialen Situation und dort verorteten Belastungsfaktoren wie Todesfällen im persönlichen Umfeld, einer schweren körperlichen Erkrankung, Arbeitsplatzverlust oder Trennung (Stein 2019).
Daraus folgt, dass Suizidprävention auf die individuelle Lebenswelt bezogen sein muss. Akuter Suizidgefährdung wird häufig mit einer Klinikaufnahme begegnet. Die damit angestrebte unmittelbare Risikominimierung ist nicht immer erfolgreich, denn immerhin 5 Prozent aller Suizide geschehen in psychiatrischen Kliniken (Spießl 2019). Vor allem aber gelingt es offenbar kaum, langfristige Behandlungseffekte zu erzielen. Tatsächlich ist laut einer internationalen Metaanalyse das Suizidrisiko innerhalb der ersten drei Monate nach Klinikentlassung 200-fach erhöht, nach zehn Jahren immer noch 30-fach (Chung et al. 2017). Die Nachsorge nach Suizidversuchen zeigt mäßige Effekte, denn 20 bis 30 Prozent der Betroffenen geraten erneut in suizidale Krisen, 5 bis 10 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb von zehn Jahren an Suizid (Stein
2019).
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